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Geschichte


Nicht nur die alten Griechen.....

....sondern auch viele andere Völker zeigten Interesse an der reichen Insel Thassos, mit all ihren Bodenschätzen.
 

Frühgeschichte:
Den ersten Nachweis von Siedlern auf der Insel, sind Ausgrabungen, die von 1150 v. Chr. stammen. Also aus der sogenannten Bronzezeit, der Phase, als das nicht weit entfernte Troja zerstört wurde. Die gefundene Keramik läßt den Schluß zu, daß die damaligen Siedler aus dem Kulturkreis Trojas stammten. Auch ein Name ist überliefert: um 1000 v. Chr. soll die Insel Odonis geheißen haben.
Zwischen 1000 und 800 v. Chr. ließen sich die Phönizier auf der Insel nieder. Diese gründeten zu dieser Zeit überall Handelskolonien. Herodot berichtet in seinen Schriften, daß das bedeutende Seefahrervolk in der Nähe des heutigen Kinira mit dem systematischen Abbau von Gold begann. Damit wurde die Bergbautradition der Insel begründet. Die Phönizier gaben Thassos auch seinen heutigen Namen.


Griechische Kolonisierung und Blütezeit:
Um 680 bis 660 v. Chr. wurde Thassos von ionischen Griechen, die von der Kykladeninsel Pakros stammten, erobert. Wie es zu dieser Eroberung kam ist nicht genau überliefert, aber zwei Beweggründe können ausschlaggebend gewesen sein:
Die eine Theorie besagt, die Thassioten hätten die Parier gegen die Festlandthraker zu Hilfe gerufen. Die andere unterstellt den Pariern eigennützige Motive: die Eroberung aufgrund der Bodenschätze der Insel.
Die Parier nahmen zunächst die Akropolis von Thassos ein und kolonisierten dann die ganze Insel. Später erweiterten sie dann ihren Herrschaftsbereich auch auf das Festland. Sie gründeten Neapolis (das heutige Kavala) und Krinidis (das spätere Philippi). Bei den Eroberungsfeldzügen war der berühmte Feldherr Glaukos beteiligt. Zu seinen Ehren wurde ein Denkmal errichtet, das heute noch in der Agora von Limenas zu sehen ist.
Das nun griechische Thassos entwickelte sich schnell. Gold- und Silberbergwerke in den Festlandkolonien und auf der Insel, der weiße Marmor, Edelsteinvorkommen, mehr als genug Holz für den Schiffsbau, Getreide, Öl und der berühmte Wein brachten enormen Wohlstand. Thassos war bald eine berühmte Handelsmacht mit starker Kriegsflotte. Seine Schiffe kreuzten im gesamten Mittelmeerraum, Thassische Münzen waren überall begehrtes Zahlungsmittel. Parallel zur Wirtschaft hatten im 6. und 5. Jh. v. Chr. auch Kultur und Wissenschaft einen enormen Aufschwung. Auf der Insel, dem „Athen des Nordens“, entstanden prachtvolle Bauwerke, die Hauptstadt wurde durch eine mächtige, 4 km lange Marmormauer geschützt. Kein Wunder, daß Thassos während dieser Blütezeit die dichtbesiedelste Insel der Ägäis war.


Persiens, Athens und Spartas Herrschaft:
491 v. Chr. fielen die Perser auf Thassos ein. Der König Darios I. ließ u. a. die Stadtmauer vernichten. Erst nach der verheerenden Niederlage der Perser im Jahre 479 v. Chr. wurde die Insel wieder frei, nur um aber kurz danach unter die Herrschaft der Athener zu geraten. Diese nötigten Thassos 477 v. Chr. dem ersten Attischen Seebund beizutreten, und schlugen bald den Widerstand der Insulaner gegen ihre Vormachtstellung gewaltsam nieder. Thassos war nun zur Athener Provinz herabgesunken, mußte seine Goldgruben und festländischen Handelskolonien abtreten und auch noch hohe Steuern bezahlen.
Der spartanische Feldherr Lysandros eroberte 405 v. Chr. die Insel. Er ließ alle Thassioten, die er im Verdacht hatte mit dem befeindeten Athen zu sympathisieren, im Herakles Heiligtum grausam abschlachten, setzte eine neue Verwaltung ein und verließ das nun völlig darniederliegende Eiland. Doch zu Beginn des 4 Jh. v. Chr. erholte sich Thassos, neue Bauwerke entstanden, die Stadtmauer wurde instand gesetzt, die Agora war wieder Mittelpunkt des politischen und wirtschaftlichen Lebens, im Hafen ankerten fast so viele Schiffe, wie zur Blütezeit und auch Münzen wurden wieder geprägt. 377 v. Chr. trat die Insel als Bündnispartnerin Athens in den Zweiten Attischen Seebund ein und gewann auch einige ihrer einstigen Festlandstützpunkte zurück.


Makedonische und römische Epoche:
Gegen 340 v. Chr. wurde Thassos Teil des von Philipp II. errichteten makedonischen Großreiches und beteiligte sich mit eigenen Truppen an den Eroberungszügen Alexanders des Großen. Die makedonische Herrschaft währte knapp 150 Jahre. 196 v. Chr. geriet Thassos dann als „freie und verbündete Stadt“ in den Machtbereich Roms und wurde später in die Provinz Thrakien eingegliedert. Sowohl die Makedonier, als auch die Römer räumten der eifrig Handel treibenden Insel viele Privilegien ein, so daß sie erneut einen Aufschwung erlebte: Denkmäler, öffentliche Gebäude und Säulenhallen entstanden, und das bereits bestehende Theater wurde großzügig umgebaut.


Christianisierung und byzantinisches Zeitalter:
Da der Apostel Paulus 50 n. Chr. im nicht weit entfernten Philippi, die erste christliche Gemeinde in Europa gründete, hörte man vielleicht auch auf Thassos schon sehr früh von dem neuen Glauben. Es dauerte dann aber noch fast 300 Jahre, bis die Insel vollständig christianisiert war. 313 n. Chr. wurde das Christentum zur geduldeten Religion im Römischen Reich, und 325 nahm beim Konzil im kleinasiatischen Nizäa, dem ersten seiner Art überhaupt, bereits ein Bischof aus Thassos mit Namen Aristarchos teil. Fünf Jahre später verlegte Kaiser Konstantin der Große den Kaisersitz von Rom nach Byzanz (Konstantinopel) und begründete das byzantinische Zeitalter, in dem die Insel zunächst zum Verwaltungsbezirk Makedonien, später zu Thrakien gehörte.
Das recht wohlhabende Volk von Thassos wurde vor allen Dingen durch die Slawenüberfälle (im 7.-9. Jh.) und durch die Piraten (7. Jh.) immer wieder aufgeschreckt. Es kam zum Rückzug der Insulaner in die Bergregionen, die Küste wurde verlassen. Die Bergdörfer entstanden, die von See aus unsichtbar in den Bergen verschwinden.


Wechselnde Inselherrscher in unruhigen Zeiten:
Nach der Eroberung Konstantinopels 1204 durch die fränkischen Ritter des 4. Kreuzzuges war Thassos für gut 50 Jahre Teil des Königreiches Saloniki unter Bonifaz de Montferrat; 1259 wurde die Insel dann wieder in das mittlerweile wiederhergestellte Byzantinische Reich angegliedert. Da aber die Macht der Kaiser in Konstantinopel geschwächt war, wechselten sich in der Folgezeit verschiedene Eroberer in der Herrschaft über die Insel ab (Genueser, Türken, Byzantiner), bis sie von Emanuel II. Palaiogolos 1414 der mächtigen genuesischen Familie der Gattelusi aus Dank für die Unterstützung im byzantinischen Bruderkrieg um den Kaiserthron geschenkt wurde. Die durch mehrere Heiraten stark hellenisierten Gattelusis waren damals so etwas wie Diplomaten zwischen Byzanz und den westlichen Mächten und besaßen neben Thassos u. a. auch Samothraki und Lesvos. Übrigens waren sie mit den Grimaldis verwandt, die heute noch das Fürstentum Monaco regieren, und ein Grimaldi vertrat zeitweise auch die Gattelusis als Herrscher auf Thassos.
In den Jahren der Gattelusis erholte sich die Insel wieder ein wenig, insbesondere der Handel blühte auf. In Kastro und auf der alten Akropolis in Limenas entstanden mächtige Befestigungsanlagen, den Insulanern ging es gut, bis die Insel 1455 in die Hände der Türken fiel.


Im Osmanischen Reich:
1457 schickte Papst Kallistos III. eine Flotte, um Thassos von den islamischen Besatzern zurückzuerobern – ohne Erfolg. Die Türken nahmen die Insel kurz danach wieder ein und brannten dabei Dörfer nieder, töteten viele Inselbewohner oder verschleppten und verkauften sie als Sklaven. Mehrere Jahrhunderte verblieb Thassos in der Herrschaft des Osmanischen Reiches. Verwaltet wurde sie vom Bey von Kavala, dem die Insulaner hohe Abgaben zahlen mußten. Die rigide türkische Zwangsherrschaft und die im 17.-18. Jh. wütenden Soldaten brachten die Insulaner nach und nach in die schlimmste Armut.
1813 übertrug der osmanische Sultan die Insel dem in Kavala gebürtigen Mohammed Ali, dem späteren Gründer der ägyptischen Dynastie. Mohammed Ali war den Thassioten wohlgesonnen, denn er hatte seine Kindheit als Waise bei einer thassischen Familie zugebracht. Er befreite die Insulaner von fast allen Steuern und führte ein relativ freiheitliches Verwaltungssystem ein. Hauptstadt der Insel war zunächst Theologos, später Panagia.
Nach verschiedenen Aufständen gegen die ägyptische Verwaltung, die u. a. die Nutzung der Wälder einer englischen Firma überlassen wollte und die die von Mohammed Ali gewährten Privilegien zurücknahm, wurde Thassos 1902 wieder direkt der Türkei unterstellt. Doch schon 10 Jahre später, während des 1. Balkenkrieges, befreite der griechische Admiral Pavlos Kountouritis die Insel, die laut dem Bukarester Vertrag von 1914 nun wieder in den Schoß des Mutterlandes zurückkehrte.

Nach der Wiedervereinigung mit Griechenland:
Das wichtigste Ereignis zwischen den beiden Weltkriegen war die Ankunft der griechischen Flüchtlinge aus der Türkei und Ostthrakien nach der sogenannten „kleinasiatischen Katastrophe“, der verheerenden Niederlage Griechenlands 1922 gegen die Türkei. Viele Ländereien, die verschiedenen Athos-Klöstern gehörten, wurden vom Staat enteignet und an die neuen Inselbewohner verteilt. In dieser Zeit wurde auch der Bergbau der Insel wiederbelebt.
Während des Zweiten Weltkrieges besetzten deutsche Truppen die Insel (1941), traten sie aber sofort an die verbündeten Bulgaren ab – eine harte Zeit für die Insel, wie viele ältere Bewohner immer wieder versichern. Vom griechischen Bürgerkrieg 1945 – 1949 blieb Thassos weitgehend verschont. Danach dämmerte die Insel vor sich hin, und obwohl sie von der Natur so begünstigt ist, gingen viele Insulaner als Gastarbeiter nach Mitteleuropa. Erst der Tourismus brachte der Insel wieder einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung.


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Copyright © Text und Fotos by Katja Kruse

Letzte Änderung am Donnerstag, 2. April 2009