Zum Gästebuch

Zanzibar


Im Jahre 1998 überraschte ich meine Eltern, die mich in Kenia besuchten, mit einem Kurztrip nach Zanzibar. Für vier viel zu kurze Tage erforschten wir diese wunderschöne Insel.
 

Wir wohnten direkt am Meer, am Rande von Stone Town in einem eindrucksvollen Hotel, in dem jedes Zimmer seinen ganz eigenen Charakter hatte: Tembo House Hotel.
Leider hatte mein Vater am ersten Nachmittag wieder die üblichen Eingewöhnungsprobleme mit seinem Magen (sie waren ja erst 3 Tage in Afrika), darum mussten mein Mutter und ich in Stone Town eine Apotheke finden. Nach einigem Suchen und vielen netten Menschen, die uns halfen, fanden wir das örtliche Hospital und auch hier freundliche Menschen, die uns mit den nötigen Tabletten ausstatteten. So konnten wir dann am zweiten Tag beginnen, zu dritt die Insel zu erkunden.

 

 

Unsere Unternehmungen:
Stone Town
Gewürztour
Jozani Forest

 

 

 


Stone Town
Zanzibar Stadt, genannt Stone Town, ist der älteste Teil Zanzibars und die einzige erhaltene historische Stadt Ostafrikas. Den Spaziergang durch die Wirren der kleinen Gassen haben wir alleine gewagt. Die meisten Häuser stammen aus arabischer Architektur: Bögen, schwere Holztüren mit Türsturz, beide reich beschnitzt, oft Metallbeschläge als Dekorationen. Es wird berichtet, dass in alten Zeiten die arabischen Hausbesitzer wetteiferten, wer sein Haus noch aufwendiger und extravaganter gestaltet. Die Haustür ist der krönende Teil der Dekoration. Sie ist aus Teakholz, die Türfläche wird mit Metallschlagnägeln dekoriert und Türrahmen und Sturz werden mit Schnitzereien verziert. In der traditionellen Bauweise wurden die Türen als erstes aufgestellt, dann wurden sie mit Zitaten aus dem Koran und obligatorischen Schnitzereien verziert. Dabei waren bevorzugte Schnitzmotive der Lotus (Symbol des Reproduktionsvermögens), der Fisch (Sinnbild der Fruchtbarkeit), die Kette (Sicherheit), die Dattel (Reichtum) und der Weihrauchbaum(Wohlhabenheit). In Zanzibar gibt es heute noch an die 500 geschnitzte Türen.


Wenn man so durch die vielen verwinkelten Gassen streift, sollte man auf jeden Fall die Atmosphäre auf sich wirken lassen. In den historischen Distrikten hörte man zu Zeiten des Sklavenhandels die Händler die Vorzüge ihrer “Ware” anpreisen. Heute werden diese Strassen als Bazar genutzt: Frauen, in Buibuis gekleidet, flanieren, die Angebote betrachtend, durch die Gassen, Schneider treten auf offener Strasse die Pedale ihrer Nähmaschine, dazwischen spielende Kinder und emsig arbeitende Juweliere und Schreiner. Und selbst den Laden eines Medizinmannes (Waganga auf Swahili) habe ich entdeckt. Allerdings ist dieser nichts für schwache Nerven, denn auch Felle und Knochen gehören zu den angebotenen Waren.  Nelkenöl hilft übrigens sehr gut gegen Muskelschmerzen und ist in diesem Laden ebenfalls erhältlich.
Aber auch die vielen Moscheen von Zanzibar sollte man beachten, sie tauchen plötzlich hinter eines unauffälligen Ecke auf und sind oft sehr prachtvoll gestaltet.


Das Nationalmuseum beherbergt einige sehr sehenswerte Ausstellungsstücke: neben Dhau-Konstruktionen, einheimischen Tieren und Sammlungen aus der Sultansära, findet man dort auch die älteste beschnitzte Tür von 1694, Briefe und der Arzneikoffer von Livingstone.


Die Church of Christ Cathedral steht auf dem Platz des ehemaligen Sklavenmarktes.
Im 19. Jahrhundert wuchs mit dem Sklavenhandel der Einfluss Zanzibars: sie wurde die wohl wichtigste Stadt im Bereich des ganzen westlichen Indischen Ozeans.
In einer Überlieferung der Zeit wird der Sklavenmarkt wie folgt beschrieben: “ein länglicher Raum von 45,7 auf 27,4 Metern, der auf drei Seiten von Hütten mit Palmwedeldächern gesäumt ist, die vierte Seite wird von einem Steinhaus abgegrenzt.”
Sultan Sayyid Barghash verbot 1873 den Export von Sklaven aus Zanzibar. Im gleichen Jahr wurde der Grundstein für die Church of Christ Cathedral gelegt. Der Altar wurde genau über dem Auspeitschblock aufgestellt.


Das Beit el Ajaib (Haus der Wunder) wurde 1883 vo m Sultan Barghash erbaut. Das vierstöckige Haus, es ist das höchste in Zanzibar, hat schlanke Säulen, breite Balkone mit Holzgittern und marmorne Treppen, die aus Europa importiert wurden, während die Türen typische islamische Gestaltung aufweisen: komplizierte Schnitzereien und Inschriften aus dem Koran. Es war das erste Gebäude in Zanzibar mit elektrischem Licht und das erste in ganz Ostafrika mit einem Fahrstuhl. Darum wurde es von den Einheimischen Beit el Ajaib (Haus der Wunder) genannt.
Die Kanonen auf dem oberen Stockwerk konnten die Briten 1896 nicht einschüchtern. Sie nahmen das Haus unter Beschuss, um einen Nachfolger ihrer Wahl für den Thron zu unterstützen. Das gesamte Scharmützel dauerte weniger als 50 Minuten und Sultan Barghash stimmte zu. 1911 wurde das Beit el Ajaib von den Briten übernommen, der Sultan und seine Familie bezogen Quartier im People´s Palace, der heute als Palast Museum geöffnet ist.


Im Palast Museum sind viele der ehemaligen Besitzungen des letzten Sultans zu sehen (leider nicht alle, denn viele Gegenstände sind spurlos verschwunden, bevor der Palast zum Museum deklariert wurde).
Eindrucksvolle und prunkvolle Möbel, Schriftverkehr und Dokumente aus der Handelszeit, Gemälde und viele andere Ausstellungsstücke sind hier zu sehen. Ein komplettes Zimmer wurde der Prinzessin Sayyida Salme gewidmet, der Tochter des Sultans Sayyid Said und einer tscherkessischen Nebenfrau. Salme verliebte sich in den deutschen Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete. Da ihre Familie eine christliche Heirat verbot, floh sie im vierten Monat schwanger aus Zanzibar nach Deutschland. Hier liess sie sich christlich taufen und führte nach ihrer Hochzeit den Namen Emily Ruete.

 

 


Gewürztour
Die tropische Insel mit ihrem fruchtbaren Boden ist perfekt geeignet für den Anbau der verschiedensten Gewürze. Man findet auf den Gewürzplantagen Muskatnuss, Zitronengras, schwarzer Pfeffer, Cardamom und Zimtbäume. Die überall gegenwärtige Gewürznelke verhalf der Insel zu ihrem Beinamen Gewürzinsel. Die Nelke wurde relativ spät auf die Insel importiert (1818 war sie noch nicht eingeführt); auf Zanzibar und dem benachbarten Pemba Island werden heute 75 Prozent der Welternte an Gewürznelken gepflückt.
Ich empfehle jedem so eine Tour, denn die Gewürze, die wir sonst immer getrocknet und fertig abgepackt, pulverisiert im Handel finden, sehen auf der Plantage doch ganz anders aus. Man kann hier tropische Früchte und Gewürze probieren, oft wird ein Ingwer-Tee angeboten. Wer die Gewürzplantagen nicht besucht, hat einen wichtigen Teil Zanzibars nicht gesehen!

 

 


Jozani Forest
Das 1948 gegründete Naturschutzgebiet Jozani Forest Reserve ist der letzte Lebensraum der Roten Zanzibar Stummelaffen (Piliocolobus kirkii). Hier leben die letzten fünf Gruppen, der auf Zanzibar endemischen Affenart. Die Gesamtpopulation beläuft sich auf 1000 bis 1200 Tiere und damit steht der Zanzibar Stummelaffe auf der Roten Liste der IUCN der stark gefährdeten Tiere.
Die Tiere haben ein dunkelrotes Rückenfell. Entlang der Schulter und der Arme ist das Fell schwarz gefärbt. Das schwarze, haarlose Gesicht wird von einer weissen Haarkrone umrahmt. Der Mund und die Nase sind rosa pigmentiert. Die Bauchseite der Affen ist weiss oder rötlichgelb bis grau. Die Weibchen sind meist kleiner als die Männchen.
Der Zanzibar Stummelaffe ist ein tagaktiver Baumbewohner. Er lebt in grösseren Gruppen von bis zu 50 Tieren zusammen. In einer Gruppe leben mehrere Männchen und rund zwei- bis dreimal so viele Weibchen. Die Tiere können sich ganzjährig fortpflanzen. In den ersten Monaten haben die Jungtiere einen schwarzen Rücken. Sie werden bis zu 17 Monaten gesäugt.
Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Früchten, Blättern, Blumen und Samen. Zur Verdauung giftiger Substanzen fressen sie Kohle, die sie sogar von Feuerstellen holen.
Wir hatten bei unserem Besuch das Glück genau in einer Gruppe dieser Affen zu sitzen und konnten in Ruhe beobachten und fotografieren.



[Das Reisefieber] [Über mich] [Erobern der Welt] [Impressum] [Links]

Copyright © Text und Fotos by Katja Kruse

Letzte Änderung am Donnerstag, 2. April 2009